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Und dann sagt sie:

Ich weiß doch, wie das alles endet,

alles endet, indem es irgendwann endet.

Ich werde leiden, und du angelst dir immer neue Tote

und lässt die ersten, die du gefangen hast, wieder frei.


Doch ich sage zu ihr:

Keiner wird leiden.

Keiner wird jemals mehr leiden.

Weshalb sonst die ganze Dichtung,

weshalb sonst gehen in der Luft Schächte und Schleusen auf?


Wozu füllen wir die Leere

mit Versen und Liedern, wozu unternehmen wir diese Flucht?

Jeder normale Dichter kann mit seinen Worten

Jedes Blutvergießen stoppen.


Und dann fragt sie:

Und warum benehmen sich die normalen Dichter wie Kinder?

Warum leben sie wie Außerirdische und sterben wie Banditen?

Warum halten sie nicht wenigstens das auf,

was sie aufhalten können?


Ich sage zu ihr: weil es sich mit den fremden Körpern schwer leben lässt,

weil die Heiligen mit unserer Sprache Merkwürdiges vorhaben,

weil es keine normalen Dichter mehr gibt, was es gibt,

sind Gauner und Scharlatane.


Sie besprechen den Schmerz von Kindern und Tieren,

sie zupfen abgerissene Vogelfedern von den Zweigen,

sie leben vor sich hin und schwanken

zwischen Tod und Arbeitslosigkeit.


Und so endet alles damit, dass es von vorn beginnt,

in die Kehle dringt, sich auf die Netzhaut legt,

uns mit Liebe und Vergessen erfüllt,

sofort,

von Beginn an.

Aus dem Ukrainischen von Claudia Dathe

© Serhiy Zhadan

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