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Sie erzählte mir von den Befestigungen und unterirdischen Gängen, beschrieb die metallenen Drachen, die in den Straßenbahndepots Feuer atmeten, und berichtete von den undurchdringlichen Panzern der Kriegstiere, die sich in den Sandhöhlen am Stausee versteckten. Sie erzählte auch von den Windfabrik- und Massenvernichtungsmaschinen-Modellen, die die Kinder im Haus der Pioniere herstellten, sprach von den fruchtbaren Feldern der Stadien, auf denen seltsame Pflanzen wuchsen, die den Schlaf verbesserten und das Gedächtnis schärften, eilig flüsterte sie mir Informationen über die geheimen Laboratorien des Polytechnischen Instituts zu, die unerreichbar am Horizont dräuten, über die Wissenschaftsschulen, die schon gut hundert Jahre versuchten, das Elixier des Ewigen Lebens herzustellen, und über die kürzesten Straßenbahnrouten, die durch die Höfe führten. Sie berichtete von Messern und Schwertern, die in alten Fabriken hergestellt wurden, darüber, dass die Bäume im Sommer den Himmel verbargen, dass nachts weder Mond noch Sterne zu sehen seien, weswegen mancher denke, dass Hexen in der Stadt lebten, und sie lebten hier ja auch, versicherte sie, und zwar ziemlich gut, weil es sowieso eine gute Stadt zum Leben ist, daher kommen die Ertrunkenen und Erhängten gekrochen, durch die Flüsse geschwommen, sie dringen über die Bahnhöfe ein und verbessern die demographische Gesamtsituation. Im Winter aber, betonte sie, hängt der Mond dafür direkt vor deinem Fenster, zum Greifen nah, wie ein Köse, obwohl er in Wirklichkeit aus Ton und Gras modelliert ist. In dieser Stadt lässt es sich leicht überwintern. Sagte sie, weil die Fabriken die Morgenluft dauerhaft erwärmen. Sie erzählte, wie das Wasser im Frühjahr die Fundamente der alten Sanatorien unterspülte, die Flüsse rot wurden und nach Medikamenten rochen, weswegen der wahre Geruch des Frühlings der Geruch nach Salmiakgeist sei. Außerdem sagte sie, dass auf der Straße wieder geschossen werde, dass der Krieg weitergehe und niemand die Absicht habe, sich zu ergeben. All das wird weitergehen, solange wir lieben, erläuterte sie wie auf etwas anspielend. Die Liebe wird für alle reichen, fügte sie hinzu. Diese letzte Wendung verstand ich nicht.

© Serhiy Zhadan

Aus dem Ukrainischen von Claudia Dathe

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